Legasthenie und LRS

Wen läsen und schrei­ben troz Üben kei­nen spas machen.

Geschicht­lich betrach­tet, wur­de Leg­asthe­nie im 19. Jahr­hun­dert erst­mals in der Medi­zin erwähnt. Psy­cho­lo­gie, Sozio­lo­gie und Päd­ago­gik erfor­schen die Schwie­rig­kei­ten beim Erler­nen von Lese‑, Schreib- und Rechen­fä­hig­kei­ten. Dies erklärt die unter­schied­li­chen Zugän­ge und Metho­den.

LERNSCHWIER­IG­KEITEN VERSTEHEN

Wie die Evo­ped® zeigt, kann Stress unser Gehirn blo­ckie­ren und zu Lern­schwie­rig­kei­ten und Ver­hal­tens­blo­cka­den füh­ren. Des­halb ist es so wich­tig, dass die Vor­aus­set­zun­gen für stress­frei­es Ler­nen gege­ben sind. Nicht jede Schwie­rig­keit beim Erler­nen unse­rer Kul­tur­tech­ni­ken ist gleich eine Lese-Recht­schreib­schwä­che, Leg­asthe­nie oder Rechen­schwä­che bzw. Dys­kal­ku­lie.

Laut Gehirn­for­scher J. Ratey (Har­vard Medi­cal School) haben 80% der Men­schen mit Lese-Recht­schreib­schwä­che ein Visua­li­sie­rungs­pro­blem. Das zeigt sich in unse­rer täg­li­chen Arbeit. Mit geziel­ten Bewe­gungs­übun­gen kann dem begeg­net wer­den.

Vorschulzeit – Früh übt sich

„Nichts ist im Ver­stand, was nicht vor­her in den Sin­nen war“ (John Locke, engl. Phi­lo­soph)

Kin­der ler­nen spie­le­risch in der Vor­schul­zeit die Basis für Lesen, Schrei­ben und Rech­nen. Die Sin­ne für Optik, Akus­tik und Raum­wahr­neh­mung sind ver­ant­wort­lich, dass das Lesen, Schrei­ben und Rech­nen leicht fällt. Das natür­li­che Spie­len und Erfah­ren des eige­nen Kör­pers und der Umwelt wird jedoch bei Klein­kin­dern immer mehr durch die ver­mehr­te Nut­zung von neu­en Medi­en ersetzt. Lei­der feh­len die­se essen­zi­el­len Erfah­run­gen dann den heu­ti­gen Kin­dern. Begrei­fen ent­steht durch Angrei­fen.

Lern­schwie­rig­kei­ten bedingt durch eine Lese-Recht­schreib­schwä­che oder eine Leg­asthe­nie (spe­zi­el­le LRS)  sowie eine Rechen­schwä­che oder Dys­kal­ku­lie (spe­zi­el­le Rechen­schwä­che) wer­den übli­cher­wei­se erst im Schul­al­ter erkannt.

Schwie­rig­kei­ten beim Erwerb von Lesen, Schrei­ben, Rech­nen und ein unzu­rei­chen­der Fort­schritt trotz zusätz­li­chen Übun­gen, sowie Unauf­merk­sam­keit beim Schrei­ben, Lesen oder Rech­nen deu­ten dar­auf hin.

LEGASTHENIE UND LRS UNTERSCHEIDEN

Es füh­ren ver­schie­de­ne Grün­de zu den Pro­ble­men beim Lesen, Schrei­ben und Rech­nen. Des­halb ist es not­wen­dig, zu dif­fe­ren­zie­ren, um das rich­ti­ge Trai­ning auf­zu­set­zen:

Der Ers­te Öster­rei­chi­sche Dach­ver­band Leg­asthe­nie ist die größ­te unab­hän­gi­ge Leg­asthe­nie­in­sti­tu­ti­on in Öster­reich, ver­folgt einen wis­sen­schaft­lich unter­mau­er­ten päd­ago­gisch-didak­ti­schen Ansatz und unter­schei­det in:

  • Pri­mär­le­g­asthe­nie
  • Sekun­där­le­g­asthe­nie
  • Lese-Recht­schreib­schwä­che

Leg­asthe­nie und Dys­kal­ku­lie sind bio­ge­ne­ti­sche Ver­an­la­gun­gen, die nur durch ein spe­zi­el­les Trai­ning über­wun­den wer­den kön­nen. Ca. 15 % der Mensch­heit sind davon betrof­fen. Eine Pri­mär­le­g­asthe­nie kann im pädagogisch/didaktischen Bereich trai­niert wer­den. Eine Sekun­där­le­g­asthe­nie erfor­dert zusätz­lich medi­zi­ni­sche oder psy­cho­lo­gi­sche Inter­ven­tio­nen. 

Eine Lese-Recht­schreib­schwä­che kann mit ver­mehr­tem Üben beho­ben wer­den. Der päd­ago­gisch-didak­ti­sche Ansatz der AFS-Metho­de dif­fe­ren­ziert zwi­schen Leg­asthe­nie und LRS. Ein Grup­pen­trai­ning ist wenig ziel­füh­rend, da jede Legasthenie/Dyskalkulie eine indi­vi­du­el­le Aus­prä­gung hat.

Die AFS-Metho­de hilft Men­schen mit Legasthenie/Dyskalkulie beim Lesen, Schrei­ben und Rech­nen ler­nen. Der Ers­te Öster­rei­chi­sche Ver­band für Leg­asthe­nie arbei­tet und forscht seit mehr als 25 Jah­ren und ist die größ­te, unab­hän­gi­ge Leg­asthe­nie-Ein­rich­tung in Öster­reich. Die AFS-Metho­de wird erfolg­reich in über 65 Län­dern welt­weit ein­ge­setzt. Die­ser  inter­es­san­te Vor­trag (Quel­le: EÖDL) erklärt den Unter­schied zwi­schen Leg­asthe­nie und einer Lese- und Recht­schreib­schwä­che.

„Ein leg­asthe­ner Mensch, bei guter oder durch­schnitt­li­cher Intel­li­genz, nimmt sei­ne Umwelt dif­fe­ren­ziert anders wahr, sei­ne Auf­merk­sam­keit lässt, wenn er auf Buch­sta­ben oder Zah­len trifft, nach, da er sie durch sei­ne dif­fe­ren­zier­ten Teil­leis­tun­gen anders emp­fin­det als nicht leg­asthe­ne Men­schen. Dadurch erge­ben sich Schwie­rig­kei­ten beim Erler­nen des Lesens, Schrei­bens und Rech­nens.“

Dr. Astrid Kopp-Dul­ler 1995

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