Lesen — eine Grund­kompetenz und ein Grundbedürf­nis

Lernschwierigkeiten und Verhaltensblockaden verstehen und lösen.

Eine Stu­die (Q1/2022), wel­che in der Neu­en Züri­cher Zei­tung 03/22 publi­ziert wur­de, zeigt, dass 15 % der Bevöl­ke­rung Schwie­rig­kei­ten mit Lesen, Schrei­ben und Rech­nen haben. Das sind mehr als 140.000 Per­so­nen, die Pro­ble­me mit den Grund­kom­pe­ten­zen haben. Die Schwei­zer neh­men knapp 15 Mil­lio­nen Fran­ken in die Hand, um die­se Defi­zi­te in den nächs­ten Jah­ren aus­zu­glei­chen.

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Lesen — ein gemeinsames Ritual

Die Basis fürs Lesen und die Freu­de dar­an wird im Eltern­haus gelegt. Das beginnt beim gemein­sa­men Ent­de­cken der Bil­der­bü­cher bis hin zum regel­mä­ßi­gen Vor­le­sen. Gera­de das Vor­le­sen am Abend bil­det nach einem ereig­nis­rei­chen Tag, ein beru­hi­gen­des, span­nen­des und vor allem gemein­sa­mes Ritu­al. Die­se Regel­mä­ßig­keit setzt einen wich­ti­gen Anker.

Vorlesen ist ein Grundbedürfnis

Die­ses State­ment setzt DIE ZEIT, die gemein­sam mit der Deut­schen Bahn Stif­tung die jähr­li­che Vor­le­se­stu­die ver­öf­fent­licht. Lt.  Vor­le­se­stu­die 2021 lesen aber 32 % der deut­schen Eltern nie oder sel­ten vor. Neben man­geln­der Zeit und Lust sind lt. Stu­die vor allem digi­ta­le Medi­en und Fern­se­her der Grund für die man­geln­de Basis­ar­beit.

In mind. 16% der Fami­li­en, erhal­ten Kin­der kei­ne Impul­se durch Vor­le­sen oder Erzäh­len. Kin­der­gär­ten, Tages­müt­ter und Kin­der­ta­ges­stät­ten ver­su­chen dies so gut es geht zu kom­pen­sie­ren.

Lesen hilft

Kin­der, denen regel­mä­ßig vor­ge­le­sen wird, haben beson­ders gute Start­chan­cen in der Schu­le. Sie ver­fü­gen über einen grö­ße­ren Wort­schatz, ler­nen leich­ter lesen, sind ein­fühl­sa­mer und an sich sta­bi­ler.

Die Stu­die zeigt auch, dass das Vor­le­sen, in 90% der Fäl­le, den Kin­dern hilft, wenn sie Ruhe suchen, Trost brau­chen oder sich müde und auf­ge­wühlt füh­len.

Lesen — eine Grundkompetenz

Vor­le­sen trägt viel dazu bei, dem Kind zu ver­mit­teln, welch eine Freu­de das Lesen bie­ten kann. Die­ser Impuls ist wich­tig für die sprach­li­che und per­sön­li­che Ent­wick­lung, die sozia­len Kom­pe­ten­zen und den spä­te­ren Zugang zum Leben. Das wie­der­um ist aus­schlag­ge­bend für die per­sön­li­chen Bil­dungs- und Lebens­chan­cen.

Lesen lernen ist Basisarbeit

Lesen ler­nen ist wie gehen ler­nen. Die ers­ten Schrit­te sind schwie­rig und müh­sam. Vom Buch­sta­ben zum Wort, zum Satz, zum Absatz bis hin zum Kapi­tel und irgend­wann zum gan­zen Buch. Es erfor­dert viel Zeit und Geduld. Dar­um ist es umso wich­ti­ger, dass wir uns als Eltern der Ver­ant­wor­tung bewusst sind, dass die Kin­der den Über­gang vom Vor­le­sen zum Sel­ber­le­sen gut schaf­fen. Unse­re Kin­der ler­nen zwar in der Schu­le das Lesen, damit es aber Spaß macht, braucht es viel Übung um zum Selbst­läu­fer zu wer­den. Die­se Übung fin­det zuhau­se statt.

Lesen fördert das Innehalten und die Konzentration

Lesen braucht ein Inne­hal­ten, ein sich Ein­las­sen. Dann ent­ste­hen Bil­der im Kopf und das Gefühl des Ein­tau­chens und des Erle­bens des Geschrie­be­nen kann erfah­ren wer­den. Dank digi­ta­ler Medi­en sind Rei­ze immer ver­füg­bar und gera­de Kin­der sind oft reiz­über­flu­tet. Des­halb ist es umso wich­ti­ger, sie dahin zu beglei­ten, ihnen die­se Mög­lich­keit zu eröff­nen. Aber sie brau­chen viel Unter­stüt­zung um zu erfah­ren, das lesen eine Tätig­keit ist, die vie­le Bedürf­nis­se stil­len kann. Das Ergeb­nis nach einem Buch oder einem Buch­ka­pi­tel ist ein ande­res als nach einem Game oder Film. Die Erfah­rung sich mit lesen aus dem All­tag raus­zu­zie­hen und abzu­tau­chen, um Kraft zu schöp­fen, soll­ten wir unse­ren Kin­dern zugäng­lich machen.

Die Zah­len die zei­gen, wie vie­le unter uns Schwie­rig­kei­ten beim Lesen bzw. mit dem Lesen haben, scho­ckie­ren mich sehr. Dar­um ist es mir ein Anlie­gen dar­auf auf­merk­sam zu machen, wie wich­tig und ent­schei­dend es ist, das Lesen im Leben unse­rer Kin­der gut zu ver­an­kern.

Lesen ist eine Grund­kom­pe­tenz, die in den ers­ten Schul­jah­ren gelegt wird. Es ist ein Grund­pfei­ler, um aktiv am Leben teil­zu­ha­ben.

Zum Lesen ein paar Zahlen

Im deutsch­spra­chi­gen Raum pen­deln wir im sel­ben Kor­ri­dor.

DIE ZEIT: schon ein Arti­kel aus 2018 beschreibt, dass 19% der 10jährigen nicht rich­tig lesen kön­nen. Das wer­den bald 19% Erwach­se­ne sein.
Stan­dard, 8.2.2022: Lese­schwä­che geht durch alle Schich­ten. In Öster­reich sind mehr als 800.000 Men­schen betrof­fen.
NZZ, 28.3.20200: Allei­ne im Kan­ton Zürich haben lt. einer Stu­die 15% Schwie­rig­kei­ten beim Lesen, Rech­nen und Schrei­ben. Das sind mehr als 140.000 Per­so­nen allei­ne in die­sem Kan­ton.

Zeit zu han­deln. Zeit sich bewusst zu machen, dass die Ver­ant­wor­tung bei uns Eltern liegt, unse­ren Kin­dern die­ses Hand­werks­zeug, die­se Freu­de mit­zu­ge­ben. Was es dazu braucht und wie es funk­tio­nie­ren kann, erläu­te­re ich in mei­nem nächs­ten Bei­trag.

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